
Die Temperaturmessung ist eine zentrale Grundlage vieler industrieller Prozesse. Sie beeinflusst Produktqualität, Sicherheit, Energieeffizienz und Prozesskontrolle. Doch selbst hochpräzise Sensoren liefern fehlerhafte Werte, wenn sie falsch montiert oder ungünstig positioniert werden. Die richtige Platzierung von Temperaturfühlern wird daher oft unterschätzt – dabei ist sie entscheidend für zuverlässige Messergebnisse.
In diesem Beitrag zeigen wir:
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Warum die Platzierung von Temperaturfühlern so wichtig ist,
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Welche typischen Fehler bei der Installation passieren,
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Wie Sie diese vermeiden,
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Und welche Rolle Umgebung, Einbausituation und Medium spielen.
Warum die richtige Platzierung so entscheidend ist
Ein Temperaturfühler misst nicht die Temperatur des gesamten Systems, sondern nur an seinem unmittelbaren Kontaktpunkt. Damit dieser Wert repräsentativ ist, muss der Sensor dort sitzen, wo er für die Prozessführung oder Qualitätssicherung wirklich relevant ist.
Beispiele:
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In einer Rohrleitung soll die Mediumtemperatur überwacht werden – ein Fühler direkt im Strömungskern ist hier besser als einer nahe der Rohrwand.
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In einem Ofen zählt die Produkttemperatur – nicht die Lufttemperatur in der Ecke.
Folgen falscher Platzierung:
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Ungenaue oder verzögerte Messwerte
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Schwingende oder instabile Regelkreise
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Qualitätsprobleme durch Über- oder Untertemperatur
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Energieverluste durch zu hohe Reserveleistung
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Sicherheitsrisiken bei thermisch sensiblen Prozessen
Häufige Fehler bei der Platzierung von Temperaturfühlern
In der Praxis schleichen sich oft typische Fehler ein, die sich leicht vermeiden lassen – wenn man sie kennt. Die folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick:
Tabelle: Häufige Fehler bei der Platzierung von Temperaturfühlern und passende Tipps
Fehler | Beschreibung | Folge | Tipp zur Vermeidung |
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Fühler zu nah an der Wand oder Rohrwand | Temperaturverlauf in Wandnähe ist träger und oft kälter/warmer als im Mediumkern | Falsche Werte bei schnellen Änderungen | Fühler möglichst im Strömungskern oder in guter Mischung platzieren |
Kein direkter Kontakt zum Medium | Fühler ist in Tauchhülse, aber Hülse nicht korrekt eingebaut oder Medium fließt vorbei | Verzögerte oder verfälschte Messung | Hülse vollständig vom Medium umspülen lassen, Einbau tief genug |
Fühler in Totzone oder Luftpolster | Fühler misst stehende Luft oder isolierte Stelle (z. B. zwischen Dämmung und Rohr) | Extrem träges Verhalten oder falscher Mittelwert | Fühler in gut durchströmte oder direkt beheizte Zone setzen |
Wärmeleitung über Anschlussstelle | Wärmeabfluss über Leitung beeinflusst Messstelle | Temperatur wird nach unten verfälscht | Temperaturisolierung hinter der Messstelle verwenden |
Keine thermische Entkopplung | Fühler liegt zu nah an Gehäuse, Rohrschelle oder Wand | Umgebungstemperatur beeinflusst Sensor | Thermische Trennung oder Abstand einbauen |
Falscher Eintauchtiefe bei Tauchhülsen | Fühler reicht nicht weit genug in die Hülse hinein | Verzögerung, keine stabile Messung | Mindestens 2/3 der Hülsenlänge ausnutzen, möglichst tief eintauchen |
Montage entgegen der Strömung | Sensor „steht im Wind“ oder wird nicht direkt umspült | Temperatur wird nicht richtig übertragen | In Strömungsrichtung oder im ruhigen Bereich einbauen |
Verpolung beim Anschluss | Besonders bei Thermoelementen kritisch | Messwert springt oder bleibt konstant falsch | Immer nach Farbcode bzw. Norm anschließen |
Tipps für typische Anwendungen
Rohrleitungen (Flüssigkeiten oder Gase)
Empfehlung:
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Fühler mit Tauchhülse verwenden
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Eintauchtiefe min. das 5–10fache des Durchmessers
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Möglichst im 90°-Winkel zum Mediumfluss
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Keine Montage direkt hinter Pumpen, Bögen oder Ventilen (Turbulenzen)
Achten Sie darauf:
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Hülse gut vom Medium umströmen lassen
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Dämmung über Tauchhülse nicht vergessen
Behälter und Tanks
Empfehlung:
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Fühler auf Höhe des Mediums platzieren (nicht zu tief/hoch)
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Bei großen Behältern ggf. mehrere Messstellen
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Bewegtes Medium bevorzugen (z. B. durch Umwälzung)
Achten Sie darauf:
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Keine Montage direkt an der Wand (Temperaturverzerrung durch Umgebung)
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Bei sensiblen Produkten thermisch entkoppeln
Luftkanäle und Klima-/HVAC-Systeme
Empfehlung:
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Fühler mittig im Kanal platzieren
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Strömungsrichtung beachten
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Schutzkorb bei hoher Geschwindigkeit verwenden
Achten Sie darauf:
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Keine Totzone oder nahe Wände
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Ggf. Mischstrecke vor der Messstelle einplanen
Ofen, Trockner, Prozesskammer
Empfehlung:
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Fühler möglichst nah am Produkt
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Falls nicht möglich: Kombination aus Produkt- und Raumtemperatur messen
Achten Sie darauf:
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Keine direkte Strahlung oder Luftstrom auf Sensor
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Temperaturabschirmung bei hoher Hitze
Wahl des richtigen Fühlertyps
Nicht jeder Fühler eignet sich für jede Einbausituation. Hier ein kurzer Überblick über gängige Varianten und ihre typischen Einsatzbereiche:
Fühlertyp | Typische Anwendung | Besonderheiten |
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PT100/PT1000 | Industrielle Standardmessung, Flüssigkeiten, Gase, Festkörper | Hohe Genauigkeit, oft in Tauchhülse |
Thermoelement (z. B. Typ K, J, T) | Schnelle Prozesse, hohe Temperaturen, Schweißtechnik | Hohe Dynamik, auf richtige Polung achten |
Mantelthermoelement | Beengte Räume, enge Radien | Biegsam, flexibel platzierbar |
Oberflächenfühler | Gehäuse, Rohre, Bauteile | Nur für grobe Temperaturverläufe, schlecht bei isolierten Flächen |
Kabelfühler | Raumluft, Schaltschränke | Einfach montierbar, geringe Trägheit |
Installation – auf Details achten
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Kontaktflächen säubern: Ein Fühler misst nur richtig, wenn er gut anliegt oder umströmt wird.
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Wärmeleitpaste verwenden (wenn vorgesehen): Verbessert thermische Ankopplung.
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Befestigung sichern: Lose Fühler liefern schwankende Werte – vibrationssichere Montage ist Pflicht.
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Schutz gegen Feuchte und Chemikalien: Insbesondere in Prozessumgebungen auf IP-Schutzklasse achten.
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Regelmäßige Sichtkontrolle: Fühler können verrutschen, verbiegen oder verdecken – besonders bei mobilen Anlagen.
Kalibrierung nicht vergessen
Auch bei perfekter Platzierung: Nur kalibrierte Sensoren liefern vertrauenswürdige Werte. Bei ICS Schneider Messtechnik bieten wir DAkkS- und Werkskalibrierungen an – abgestimmt auf Ihre Anforderungen. Je nach Branche oder Norm (z. B. ISO 9001, IFS, GMP) sind unterschiedliche Intervalle nötig. Sprechen Sie uns gerne an!